Predigt zu Christkönig von Diakon Peter Walter
Wie stell’ ich mir Gott vor? Des war’s Thema einer Religionsstund’ meiner damaligen drittn Klassn. D’Kinder ham ned lang überlegt, sondern ausm Herzen raus, auf kindliche Art und Weise ihre Vorstellungen gemalt: Gott mit am Heiligenschein, meist auf am Regenbogen oder der Weltkugel stehend, fast oiwei mit langem Gwand, lange Haar und Bart.Es wär intressant, was wir alle jetzt aufs Papier bringen würden. Wie stell’ ich mir Gott vor? Der Verfasser des heutigen Evangeliums beschreibt uns Gott als oan, der bei seiner Wiederkunft die Völker in zwei Gruppen teilt. Auf da oan Seitn san die Menschen, die barmherzig (also mit Herz) gehandelt habn, den „geringsten“ Brüdern u. Schwestern – oiso dene, die „arm dro san“ gholfa habn. Auf da andern Seitn san die, die für diese „geringsten Brüder und Schwestern“ hoid nichts getan habn. Vielleicht habt ihr diese Szene vo irgendeiner Darstellung noch bildhaft in Erinnerung: Gott sitzt auf am Thron und entscheid drüber, wer Richtung Himmi kimmt während auf da gegenüberliegendn Seitn Menschen in den Abgrund foilln und hier und da scho teuflische Gstalten an Arm oder an Haxn in da Reißn ham.
Liabe Leser, i fahr fast jeden Tag dro vorbei, an am Marterl mit am Buidl drauf: man sieht drei Leut’- die de angeketteten Händ’ nach oben zum Kreuz streckn und unten rum im Feuer schmorn … drunter steht: erbarmet euch unser. I hab ma denkt: was denken sich heutzutag’ Kinder oder Jugendliche, aber a Erwachsne, wenn sie „so was“ sehn? Welches Bild von Gott wird da „vermittelt“? Was is do damals ois abglaffa? Wia vui Menschen san vo dem Hintergrund her aus Angst in d’Kirch triebn wordn, warn im Beichtstuhl ihrm Gegenüber ausgliefert und ham gspend, obwohl’s selbst nix ghabt ham. Aus dieser Vorstellung raus is bestimmt so manches guade Gschäft mit da Angst und dem Seelenheil der Menschn gmacht wordn, ned zu vergessn … auch um Kontrolle und Macht auszuüben.
Ich hab scho vui über die Szene vom sog. Weltgericht im heutign Evangelium nachdacht und in der Vorbereitung auf die Predigt hab i mir denkt: für andre a Herz ham, das erscheint – so seh’s ich - in diesem Bild vom königlichen Richter als die Bewährungsprobe, die letztendlich entscheid, ob a Leben als gelungen gsehn wird oder ned.
Ned nur wer sei religiöse Pflicht im Gottesdienst erfüllt is Gott nah, sondern wer sich um all diejenigen kümmert, dene s’wirklich nass eigeht … also um die „geringsten“. Für mi is Gott a Richter, oana … der’s scho moi grecht richt, dass hoid passt. Und Gott richt ned zugrund, sondern er richt auf. Vor Gott – und des is mei Meinung - zähln bestimmt auch die, die ma nia in da Kirch’ sieht … und a die, die hoid ned glauben kenna, zweifeln und selbst die, die sich vo da Gemeinschaft da Kirch verabschiedet habn. Erbarmet euch unser.
Im Katechismus der Katholischen Kirch steht nichts vom „Fegfeuer“, sondern: wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können. Das Wort „Fegefeuer“ – entstandn im 13. Jahrhundert - is a unglück-liche Übersetzung des lateinischen Wortes „purgatorium“, das über-setzt so vui wie „Reinigungsort“ hoaßt. Und der verstorbne Papst Benedikt XVI. hat das Fegfeuer „als reinigende Begegnung mit Jesus Christus“ definiert. Und so wie s’Feuer s’Gold vom Dreck reinigt … so is a s’Fegfeuer zu verstehn. Es geht oiso ned um Höllenqualen und Bestrafung, sondern um die Bereitung für d’himmlische Herrlichkeit durch Gott. S’heutige Matthäusevangelium beschreibt, dass alle Menschn nach’m Tod vor ihrn Richter treten miassn. Und somit is das Jüngste Gericht koa Folterkammer, sondern a Ort, an dem ich durch die Liebe Gottes zu meim Recht kimm und Klarheit griag! I glaub an diesen Gott, der uns amoi erkennen lässt, wie unser Lebn war. Niemand is die Marionette unsres Schöpfers. Gott hat scho Adam und Eva mit dem freien Willen ausgestattet und a im Augenblick des Todes gibt uns Gott im freien Willen die Möglichkeit selbst zu entscheiden: bin ich für Gott oder gegen Gott?
Wenn ich Gott endgültig ablehn’, entscheid i mi für die Hölle … also für a völlig leeres Leben ohne Gott. Entscheid ich mich für Gott, dann geht mei Weg in Himmi. Und des is die Vorstellung von am unbeschreiblich schena, ewigen Leben in Gott und mit Gott. Zwischen diesem endgültigen „Ja“ des einzelnen zu Gott und seim Ziel, dem Himmi, da hat sich im Lauf der christlichen Gschicht die Vorstellung vom Fegfeuer entwickelt. Fegen bedeut ja sauber machen und s’Feuer lässt sich verstehen als die reinigende, heiligende Kraft der Barmherzigkeit Gottes. Wie darf ich mir oiso s’Fegfeuer heut’ vorstelln? Wenn i moi vor Gott hintret, dann ist in mir und an mir noch was vo dem, was in meim Leben ned gut war. Das Fegefeuer is demnach ein Ort der Gotteserfahrung und der Erkenntnis. Wia in am Spiegel – so stell’s i mir vor - werd ich durch die Liebe Gottes ois des sehn, wo’s bei mir im irdischen Leben ned hikaut hod, oiso wo i ned im Sinne Gottes - um beim heutigen Evangelium zu bleibn - gehandelt hab’. Gott – und des is mei Buidl vo eam - kann heilen und verwandeln. Gott kann Menschen, denen qualvolles Leid zugfügt wordn is, so verwandeln, dass sie den Tätern verzeihn kennan. Gott kann die Täter so verwandeln, dass sie ihre Opfer um Vergebung bitten. Gott kann das Verwundete heilen, das Zerbrochene wieder ganz machen, das ned Gelungene zur Vollendung führen und ois Kranke wieder gsund machen. Und wenn Gott - so wie’s Luther amoi gsagt hat - a Backofen voller Liebe ist - des is a mei Gottesbild - dann begegnet uns moi koa Gott, der strafend mit a Stricherllistn über uns herfällt, uns abwatscht, verurteilt und Daumenschrauben osetzt, sondern ... da ist der liebende und barmherzige Vater, der scho voller Sehnsucht auf uns wart und uns in d’Arm nimmt und trösten will.
Gott selbst macht sich als Hirte glaubwürdig durch die Zusage - so wie wir’s in da ersten Lesung ghört ham - verlorene Tiere zu suchen und vertriebene zurückzubringen, verletzte zu verbinden, schwache zu kräftigen und alle zu behüten. Und ois des … is in Jesus Christus Wirklichkeit gworden. Das Bild des Gerichts im heutigen Evangelium möcht’ koa Angst schüren oder uns unter Druck setzen!! Es appelliert an unsre Verantwortung und an unser Herz mitzufühlen, Anteil zu nehmen und zwar so, dass das Evangelium „Händ und Fiaß“ griagt, d.h. unsern Glauben ois Christen glaubwürdig in die Tat umzusetzen. Und wenn wir Jesus in unser Herz lassen, dann können wir die Schreckensszenarien der Bilder vom Jüngsten Gericht mit Gelassenheit oschaun, „denn was ihr einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“. Ein Text des Pfarrers und Dichters Kurt Marti bringt’s nomoi treffend auf’n Punkt:
Wenn die Bücher aufgetan werden,
wenn es sich herausstellen wird, dass sie niemals geführt wurden; weder Gedankenprotokolle noch Sündenregister,
weder Märtyrerverdienste noch Gemeindetreue wurden registriert. Wenn die Bücher aufgetan werden
und siehe! Auf Seite eins:
Gott sagt: „habt ihr mich für einen Schnüffler gehalten?“
und siehe! Auf Seite zwei:
Gott sagt: „der Scharfrichter der Welt – eure Erfindung!“
und siehe! Auf Seite drei:
Gott sagt: „nicht eure Sünden waren zu groß –
eure Freude und eure Liebe waren zu klein!“
Wenn die Bücher aufgetan werden,
dann werden wir alle staunen.